Hexentanz mit Schleifstein
Nicht nur einige Bemerkungen Lars von Triers im Cargo-Interview, sondern auch die Hinweise im Blog Alphabet Rain aus Manchester lassen es plausibel erscheinen, Antichrist auch zum Teil als ein Stück überaus schwarzhumorigen Trash- und Genrekinos zu sehen. Der Film vermag seinen Misogynie-Vorwürfen eigentlich nur dann entgehen zu können, wenn Charlotte Gainsbourgs Charakter tatsächlich zur Hexe wird (deren letztlicher Scheiterhaufen ja schon bei der Ankunft im wäldlichen Domizil bereit zu stehen scheint), zum Bösen in Gestalt einer Frau, die sich damit fröhlich-blutig einreihte in die lange Liste weiblicher, bzw. weiblich konnotierter B-Movie-Monster. Auf diese Weise würde die den Angstzuständen der Frau gewidmete erste Stunde des Films, die - in meinen Augen - die beklemmendsten Szenen enthält, freiich zu einem falschen Hinweis geraten, der auf den Kopf gestellt wird, sobald der Mann herausfindet, dass der gemeinsame Sohn offenbar Misshandlungen durch die Frau ausgesetzt war. Ein Twist, wie in zahllosen Genrevertretern vorgeführt: Die augenscheinlich am meisten leidende, unverdächtigste Person entpuppt sich als Bestie.
Passen würde dies zumindest zu von Triers Aussage, er sei mit der Intention an die Arbeit gegangen, einen "konventionellen" Horrorfilm zu drehen, was ihm aber nicht gelungen sei. Dieses "Scheitern" läge dann quasi in den Szenen der genitalen Selbstverstümmelung oder der einsamen Masturbation nach dem versagten Liebesakt, während man mit den nicht anders als zynisch zu bezeichnenden Pro- und Epilogen, der häufigen Suche nach geeignetem (Folter)Werkzeug, dem nicht auffindbaren Schraubenschlüssel, überhaupt den Momenten aberwitzigen Gemetzels und Mit-dem-Schleifstein-am-Bein-herum-Geschleppes wieder zurück im Genre wäre. Gut möglich aber auch, dass dieser Film tatsächlich einfach kein sonderlich kohärenter ist, dass es letztlich kaum gelingen kann, seine Ebenen zu etwas Schlüssigem zu verdichten (von der ganzen Natur- und Teufelsthematik möchte man gar nicht erst anfangen). Anders als Alphabet Rain bin ich aber nicht der Auffassung, dass der Film hierdurch weniger bemerkenswert würde. Zumindest wenn das Material Bessenheit und Wahnsinn sein mögen, täte die Form ihm durchaus genüge.
Passen würde dies zumindest zu von Triers Aussage, er sei mit der Intention an die Arbeit gegangen, einen "konventionellen" Horrorfilm zu drehen, was ihm aber nicht gelungen sei. Dieses "Scheitern" läge dann quasi in den Szenen der genitalen Selbstverstümmelung oder der einsamen Masturbation nach dem versagten Liebesakt, während man mit den nicht anders als zynisch zu bezeichnenden Pro- und Epilogen, der häufigen Suche nach geeignetem (Folter)Werkzeug, dem nicht auffindbaren Schraubenschlüssel, überhaupt den Momenten aberwitzigen Gemetzels und Mit-dem-Schleifstein-am-Bein-herum-Geschleppes wieder zurück im Genre wäre. Gut möglich aber auch, dass dieser Film tatsächlich einfach kein sonderlich kohärenter ist, dass es letztlich kaum gelingen kann, seine Ebenen zu etwas Schlüssigem zu verdichten (von der ganzen Natur- und Teufelsthematik möchte man gar nicht erst anfangen). Anders als Alphabet Rain bin ich aber nicht der Auffassung, dass der Film hierdurch weniger bemerkenswert würde. Zumindest wenn das Material Bessenheit und Wahnsinn sein mögen, täte die Form ihm durchaus genüge.
je-b - 28. Sep, 02:46